Dorian Hunter 040 - Feuerkuss by Dario Vandis

Dorian Hunter 040 - Feuerkuss by Dario Vandis

Autor:Dario Vandis [Vandis, Dario]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Dämonenkiller, Dorian Hunter, Horror, Mystery
Herausgeber: Zaubermond
veröffentlicht: 2016-02-03T00:00:00+00:00


Am Abend des nächsten Tages fanden wir uns wie verabredet zum Abendessen bei der Witwe Hollister ein. Auch ich spürte jetzt den düsteren Hauch, der von dem Gebäude ausging und den Coco mir vorgestern in allen Einzelheiten zu beschreiben versucht hatte. Da hier jede Menge Ghoule ein und aus zu gehen schienen, war der Geruch erklärlich.

Wir stiegen die Stufen zur Veranda zwischen den beiden Marmorsäulen hinauf und klingelten an der Tür. Es dauerte einige Zeit, bis uns geöffnet wurde. Ein Mann, den weder Coco noch ich auf der Beerdigung gesehen hatten, erschien im Türrahmen und ließ uns ein. Seine blasse Miene machte mich glauben, hier vielleicht einem weiteren Leichenfresser gegenüberzustehen. Doch die typische üble Geruchswolke blieb aus. Er geleitete uns in einen Empfangsraum und forderte uns auf, in zwei mit roter Seide bezogenen Polstersesseln Platz zu nehmen.

'Mrs. Hollister wird sogleich erscheinen und Sie in den Speisesaal bitten', erklärte er mit tiefer Stimme und zog sich gleich darauf in einen Nebenraum zurück.

Ich warf Coco einen kurzen fragenden Blick zu, doch sie schüttelte den Kopf. 'Das war kein Dämon', sagte sie, 'sondern ein Untoter. Genau wie Brad Hollister.'

Das ganze Haus schien ein Dämonenhort zu sein.

In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, durch die der Wiedergänger kurz zuvor verschwunden war, und die Witwe betrat den Raum. Sie trug ein dezentes, dunkelrotes Kleid mit einem kleinen Ausschnitt, das mir fast ein wenig gewagt erschien. Überhaupt ließ sie sich ihre Trauer nicht anmerken, sondern begrüßte uns mit einem bemerkenswert offenen Lächeln, das Coco unter Aufbietung ihres schauspielerischen Talentes erwiderte.

Ich gab der Witwe nur kurz die Hand. 'Mein Beileid', sagte ich wenig überzeugend.

Sie winkte ab und tat, als habe sie die Spitze nicht bemerkt. 'Sprechen wir heute nicht davon. Darf ich Sie beide in den Speisesaal bitten?' Ohne unsere Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und verließ den Raum.

Coco und mir blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Wir betraten einen prunkvollen Raum. An den Wänden hingen kostbare, messinggerahmte Spiegel und unzählige Gemälde, nach denen sich gewiss jedes Kunstmuseum die Finger geleckt hätte. Dazwischen zwei kleine Gobelins, auf denen mittelalterliche Kriegsszenen abgebildet waren. Im Zentrum des Saals befand sich eine große hölzerne Tafel, die bereits drei Gedecke trug. Nachdem wir Platz genommen hatten, servierte der Bleichhäutige, der uns die Tür geöffnet hatte, das Essen. Es war Fisch, ich hatte es bereits geahnt. Coco konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, während ich mich mit Leichenbittermiene über mein Essen hermachte. Milla Hollister tat, als bemerke sie meine Grimasse nicht.

'Sie sind Engländer, wie ich Ihrem Akzent entnehme', meinte die Witwe schließlich, nachdem wir das Essen beendet hatten. 'Was treibt Sie nach Clenwan?'

'Wir sind mit Tadeusz Coughlin befreundet', erklärte Coco. 'Er bat uns vorbeizukommen, weil seine Tochter an einer mysteriösen Krankheit leide, die sie seit Wochen ans Bett gefesselt halte.'

Milla Hollister hob die Brauen. 'Janet Coughlin? Meine Güte, das mit ihrer Mutter tut mir leid. Wie konnte nur so etwas Furchtbares passieren?'

Coco zuckte die Achseln. 'Ist es nicht so, dass Janet sich während der letzten Wochen oft mit Ihrem Mann getroffen hat?'

Eine Sekunde lang herrschte atemlose Stille.



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